„Deutsche Nachwuchs Tischtennisspieler gehören leider nicht zur europäischen Spitze – eine Ursachenforschung“. Liebe tischtennisaffine Leser, nein, das ist kein Bericht derJugendeuropameisterschaften, sondern eine schonungslose und ehrliche Analyse unserer Leistung in Camerino auf den 9. European Universitys Table Tennis Championships.
Wir, das sind fünf Vollzeitstudenten namens Florian Fischer (TSV Siegenburg), Daniel Wiedemann (SpVgg Erdweg), Jonas Binninger, Christopher Triep, Daniel Bursian (alle drei TSV Gräfelfing) aus München. An dieser Stelle gebührt ein großes Dankeschön an den ZHS München und dem ADH, die uns die Reise dank tatkräftiger organisatorischer Unterstützung ermöglicht haben.
Ausgestattet mit einem Mietwagen reisten wir Sonntag in aller Früh hochmotiviert und voller Vorfreude nach Camerino. Leider war der Platz des Autos nicht ganz auf fünf athletische, vor Elan sprühende junge Männer ausgelegt, aber wir wollen hier nicht nach Ausreden suchen.
Schon bei der Ankunft war klar, dass sich die freiwilligen Helfer in Camerino reichlich ins Zeug gelegt hatten. Jede Mannschaft, so auch wir, hatten ein eigenes Appartement mit mehreren Zimmern, Bädern und auch einer Küche, so dass auch unser Veganer freudestrahlend den nächsten sechs Tagen entgegenblickte. Er wusste ja noch nicht, dass die Töpfe und das Geschirr fehlten…
Die Wettkämpfe fanden in einer ca. 5 Minuten entfernten Sportanlage statt. Gespielt wurde an insgesamt acht Tischen, die über zwei Hallen verteilt waren. Das wir ausschließlich in Halle Zwei spielten mag Zufall sein, vielleicht wussten die Veranstalter aber auch schon, dass es stärkere Teams und Spieler gibt.
Erste Disziplin: Teamevent in dreier Mannschaften
Hochmotiviert gingen die drei ausgekorenen Münchner Superstars an den Tisch gegen für uns völlig unbekannte „Studenten“ aus Russland. Schnell erspielte sich unser Kapitän eine 3:0 Führung im ersten Satz, es blieb leider die einzige im gesamten Spiel. Unsere Nummer zwei startete ebenfalls hochmotiviert, war aber dennoch chancenlos. Keine guten Voraussetzungen für unseren Joker, den wir taktisch klug, wie es sich als Studenten der Münchner Eliteuniversitäten gehört, auf Position Drei aufboten. Knappes Spiel aber auch verloren, nach knapp 60 Minuten waren wir endgültig angekommen. DHM und EUSA, das sind zwei Paar Schuhe.
Unwesentlich besser lief es in den verbleibenden zwei Spielen. Großartig gekämpft, spektakuläre Rallys, aber der Sieg ging nach Frankreich und Zypern. Gegen unsere Nachbarn aus der Schweiz haben wir immerhin die Sprache verstanden, die Aufschläge aber nicht…
Kurzes Fazit: Alles gegeben aber sang und klanglos ausgeschieden. Macht aber nichts, denn wir haben ja noch sieben weitere Eisen im Feuer.
Zweite Disziplin: Einzel mit allen fünf Startern
Christopher und Daniel W. hatten das Pech in der Qualifikation starten zu müssen, beide bekamen es mit polnischen Studenten zu tun. Beide nutzen das zusätzliche Spiel voll aus, der Entscheidungssatz musste her und wie es nun Mal so ist bei 50:50 Spielen konnte nur einer gewinnen. Daniel W. zog in die erste Runde ein, Christopher konzentrierte sich von nun an aufs Doppel.
In der ersten Einzelrunde nützte Daniel W. all sein intensives aufwärmen nichts, gegen einen Weltranglisten geführten Erstligaspieler aus Polen war er chancenlos. Genauso ging es Jonas, der ebenfalls in der ersten Runde gegen einen Polnischen Erstligaspieler die Segel streichen musste. Florian kämpfte tapfer gegen einen überheblich agierenden Gegner, aber letztlich siegte leider die Arroganz und nicht der Wille. Schade. Somit lastete aller Druck auf Daniel B. unsere Performance auszugleichen und in die zweite Runde einzuziehen. Und trotz schmaler Schultern gelang dies sensationell in einem echten Fünf Satzkrimi. Die Euphorie hielt eine Nacht an, denn die zweite Runde fand erst am Folgetag statt. Dort war dann der russische Gegner überlegen. Den Einzug in die zweite Runde nimmt Daniel B. aber keiner mehr. Konnten das unsere Doppel noch toppen?
Dritte Disziplin Doppel mit zwei Paarungen
Nein konnten sie leider nicht. Die Los Fee (ja die gibt es wirklich in Italien) meinte es nicht gut mit uns. Ein Erstliga Doppel aus Polen ließen Daniel B. und Christopher chancenlos Bälle sammeln und auch ein französisches Spitzendoppel machten mit Daniel W. und Florian kurzen Prozess.
Zusammenfassend bleibt uns also nur noch zu sagen, dass sportlich gesehen die EUSA für uns zwar kein voller Erfolg war, aber man im Sport auch anerkennen muss, dass es Gegner gibt, die besser sind. Die Rahmenbedingungen, mit Eröffnungsfeier, Abschlusszeremonie und Shuttle Services zu den Hallen, der Kantine und den Apartments waren erstklassig. Ein großes Dankeschön an die Ausrichter aus Camerino! Auch war der Austausch mit Spielern anderer Universitäten äußerst interessant und hilfreich, um unsere sportliche Talfahrt zu verarbeiten.
Vor allem in den östlichen Ländern genießt die EUSA einen sehr hohen Stellenwert zur Repräsentation der landeseigenen Universität. Es ist kein Zufall, dass reihenweise Top 20 Spieler aus Russland und Polen an derselben Universität eingeschrieben sind, es ist kein Zufall, dass die türkische Nummer eins, zwei und drei an einer Universität immatrikuliert sind und somit ist es auch kein Zufall, dass wir als ambitionierte Hobbysportler und Vollzeitstudenten das Nachsehen hatten.
Dennoch, oder vielleicht auch gerade wegen des sehr hohen Niveaus war es für jeden von uns ein eindrucksvolles Erlebnis und eine große Freude den ZHS München zu vertreten. Während für die meisten Teilnehmer nach dem Turnier vor dem Turnier bedeutet, gilt für uns nach dem Turnier ist vor den Klausuren. Im Fußball sagt man „Geld schießt keine Tore“, im Tischtennis kann man aber sagen, dass Professionalität sich durchsetzt. Zumindest an der Platte.
Christopher Triep, Florian Fischer, Daniel Wiedemann, Daniel Bursian und Jonas Binninger